Neurobiologische Grundlagen
Dieser Artikel richtet sich an all jene, die sich für die neurobiologischen Auswirkungen des Autogenen Trainings interessieren und mehr darüber erfahren möchten.
Wie wurde Autogenes Training entwickelt?
Der deutsche Neuropsychologe Johannes Heinrich Schultz entwickelte in den 1930er Jahren das autogene Training. Er beobachtete, dass er Patienten hatte, denen es möglich war, sich durch Selbsthypnose in einen Zustand zu versetzen, der vorher nur mit einem in Hypnose erfahrenen Therapeuten möglich war. Inzwischen wurde das ursprüngliche Autogene Training den neuesten Erkenntnissen angepasst. Während Autogenes Training ursprünglich zur Unterstützung psychotherapeutischer Behandlungen kranker Menschen entwickelt wurde, wird es heute ebenso bei gesunden Personen angewendet.
Die Anwendung bei gesunden Menschen hilft:
- zur Verbesserung der Lebensqualität
- zur Steigerung der sportlichen Effizienz
- zum besseren Lernen
- zur Steigerung der Leistungsfähigkeit in verschiedenen Arbeitsbereichen, usw.
Ursprünglich war Autogenes Training die „kleine Schwester der Psychotherapie“
Allerdings nicht, weil damit Gesprächstherapien durchgeführt werden konnten, was nicht
möglich ist, sondern weil viele nach dem Autogenen Training KEINE Psychotherapien mehr
benötigen!
Die Technik der selbsthypnotischen Versenkung gliedert sich in drei Stufen:
Du wirst sehen: Gleich in den ersten Übungsstunden beginnt das Autogene Training seine Wirkung zu entfalten.
- Die Grundstufe ist ein körperliches Entspannungsverfahren, das aus 6-8 aufeinanderfolgenden Übungen besteht. Dabei lernst du, dein Gedankenkarussell abzuschalten, deine Körperwahrnehmungen und Fantasie zu trainieren und körperliche Funktionen gezielt zu beeinflussen. z.B: „Mein rechter Arm ist schwer. Ich bin ganz ruhig.”
- Die Mittelstufe ist ein Mentaltraining mit Formeln zur langfristigen Selbstbeeinflussung. Hier geht es um die Bearbeitung individueller Probleme und Ziele. Du lernst hier, deine persönlichen Formeln – positive Affirmationen – zu erstellen und anzuwenden, um dein Leben schrittweise nach deinen Wünschen zu gestalten. z.B. „Ich habe viel Kraft und Energie. Ich bin wertvoll.”
- Die Oberstufe ist eine Selbsthypnose-Technik, mit der man auf das eigene Unterbewusstsein Einfluss nimmt. Eine perfekte Beherrschung der Grundstufe ist hier Voraussetzung. Diese Form des Autogenen Trainings ist tiefenpsychologisch orientiert und benutzt meditative Techniken mit dem Ziel, nach innen zu schauen, Erlebnisse zu verarbeiten, sich selbst zu erfahren. Sie dient der Entwicklung gestalterischer Ressourcen. z.B. „Vor meinem inneren Auge entwickelt sich ein Bild: Ich sehe und erlebe Liebe.”
Neurobiologische Grundlagen
Was passiert beim Autogenen Training im Gehirn? Der grundsätzliche Unterschied der Wirkungsorte von Grund-, Mittel– und Oberstufe besteht darin, dass in der Grundstufe das autonome vegetative Nervensystem beeinflusst wird und in der Mittel- und Oberstufe das zentrale Nervensystem mit dem Gehirn, also unsere Steuerzentrale.
Wirkansatz für die Grundstufe – unsere Nervensysteme
In der Grundstufe wird das autonome vegetative Nervensystem trainiert.
Anatomisch gesehen gliedert sich unser Nervensystem in zwei grosse Teilbereiche. Es gibt das zentrale Nervensystem, welches alle Nervenbahnen im Gehirn und Rückenmark umfasst. Es befindet sich eingebettet in unserem Schädel und dem Wirbelkanal der Wirbelsäule. Alle übrigen Nervenbahnen des Körpers gehören zum peripheren Nervensystem.
Auf der funktionalen Ebene unterscheidet man zwischen einem willkürlichen und einem unwillkürlichen, vegetativen Nervensystem.
Das Willkürliche, welches auch als somatisches Nervensystem bezeichnet wird, steuert alle Vorgänge, die wir bewusst mit unserem Willen beeinflussen können. Dazu gehören unter anderem die gezielten Bewegungen der Arme und Beine.
Im Gegensatz dazu regelt das vegetative, auch als autonom bezeichnete Nervensystem alle nicht willentlich gesteuerten Abläufe im Körper, die unabhängig von unserem Bewusstsein ablaufen. Es ist ständig aktiv, reguliert unter anderem die Atmung und die Tätigkeit der inneren Organe. Dazu empfängt es Signale aus dem Körper und sendet sie an das Gehirn, und umgekehrt leitet es Botschaften aus dem Gehirn an den Körper weiter, indem es beispielsweise bei Aufregung den Herzschlag beschleunigt. So ist das vegetative Nervensystem sehr schnell in der Lage, Körperfunktionen an die äusseren Bedingungen anzupassen.
Sympathikus (Kampf und Flucht) und Parasympathikus (Ruhe, Ausbalancierung)
Das vegetative – autonome – Nervensystem unterteilt sich wiederum in zwei Regelkreise: den Sympathikus und den Parasympathikus. Das sympathische Nervengeflecht versetzt den Körper bei Stress und in Gefahrensituationen in eine erhöhte Leistungsbereitschaft. Dann schüttet es vermehrt Stresshormone aus. Sie lösen die sofortige Alarmbereitschaft aus: Aufmerksamkeit und Konzentration werden gesteigert, die Muskeln werden angespannt, Blutdruck und Herzschlag werden erhöht, Energiereserven des Körpers mobilisiert. Steht der Körper ständig unter Anspannung oder Stress, so reagiert das sympathische Nervengeflecht nahezu pausenlos und treibt den Körper und die Psyche in eine Erschöpfungssituation.
Dann wird das Stresshormon Cortisol ausgeschüttet, welches langfristig Nervenzellen zum Absterben bringt und das Immunsystem schwächt. Da der Körper dadurch keine Zeit mehr hat zu regenerieren, kommt es zu Krankheiten. Verspannungen treten auf, das Immunsystem wird geschwächt, Schmerzen, Depressionen und Ängste und das Burn-out-Syndrom bilden sich heraus.
Hier kannst du mit dem Autogenen Training gegensteuern,
indem du den Parasympathikus unterstützen kannst.
Dieser beeinflusst vorwiegend Körperfunktionen, die der Regeneration des Körpers und dem Aufbau von Energiereserven dienen. Unter seiner Wirkung werden Reparaturvorgänge durchgeführt und das innere Gleichgewicht des Körpers wird wiederhergestellt. Durch Autogenes Training kann man auch einzelne Körperfunktionen gezielt regulieren, beispielsweise den Herzschlag bei Lampenfieber oder die Blutgefässe bei Bluthochdruck.
Mit dieser Fähigkeit kann man bereits viele Beschwerden lindern.
Durch bewusste Konzentration auf den eigenen Körper entsteht ein Gefühl tiefer Ruhe und der gesamte Organismus kann sich erholen.
Wie ändern sich die Hirnströme beim Autogenen Training?
Während im Wachzustand Betawellen unser Gehirn prägen, versetzt Autogenes Training unser Gehirn in Alphawellen: also in einen Zustand, in welchem alle Sinne bewusst wahrgenommen werden, der Verstand jedoch ausgeschaltet ist.
Durch konsequentes Üben des Autogenen Trainings gelangen wir in den Theta-Zustand: ein tiefer Trancezustand tritt ein – wie bei einer tiefen Meditation: die bildhafte Vorstellungskraft wird aktiviert, ähnlich wie im Traumschlaf.
Das Autogene Training ist nicht nur eine einfache Entspannungsmethode, ihre Wirkung kann auch wissenschaftlich nachgewiesen werden. Eine EEG-Untersuchung überprüft die Gehirnaktivität.
TIPP
Was kann ich tun, wenn ich mich erschöpft fühle?
- Versuche jeden Tag 1–2-mal für mindestens 10-15 Minuten mit geschlossenen Augen zu sitzen und deine Aufmerksamkeit auf deine Atmung zu richten und nach innen zu schauen!
- Frage dich in diesem meditativen Zustand, was du wirklich brauchst, um deine Ruhe wiederzufinden!
- Überprüfe deine Gedanken und mache eine Liste davon, um zu sehen, worauf du deine Aufmerksamkeit richtest!
- Plane Termine für dich selber in deinem Kalender und tu, was dir wirklich Spass macht!
Die Tagesform entscheidet immer mit …
Unsere Tagesform ist nie ganz gleichmässig, das wirkt sich auch auf das Üben des Autogenen Trainings aus. So gibt es Tage, an denen du dich nicht so gut entspannen kannst wie sonst. Dann sollte man einfach auf den kommenden Tag vertrauen. Es sollte dich also nicht beunruhigen, wenn die Übungen am Anfang erst einmal unterschiedlich gut funktionieren. Mit zunehmender Erfahrung werden sich diese Diskrepanzen ausgleichen.
Bist du an den oben genannten Informationen interessiert?
Möchtest du die Methode ausprobieren?
Wenn du neben den oben genannten Informationen das Autogene Training auch praktisch kennenlernen möchtest, dann komm vorbei und vereinbare einen kostenlosen 30-minütigen Beratungstermin, bei dem wir besprechen, ob diese Methode für dich geeignet ist.
Geschrieben von: Agnes Szabo
Transformations- und Life Coach, Therapeutin für Autogenes Training